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Wenn Mütter wieder berufstätig werden

Mutter zu sein ist eine sinnvolle, aber auch schwere Aufgabe. Es ist ein 24-Stunden-Job, der obendrein schlecht bezahlt wird und wenig gesellschaftliche Anerkennung bringt. Dies ist eine Tatsache, an der sich bisher wenig geändert hat. Frauen werden zudem mit vielen Vorurteilen konfrontiert und mit Kritik überhäuft: Sie sind gute Mütter, wenn sie sich ausschließlich um das Wohl der Familie sorgen – dafür werden sie aber auch von manchen Zeitgenossen als Heimchen am Herd belächelt.

Berufstätige Mütter werden zwar oft bewundert, dennoch müssen sie sich oft fragen lassen, warum sie überhaupt ein Kind in die Welt gesetzt haben. Mütter können nach der Geburt ihres Kindes für 3 Jahre Erziehungsurlaub nehmen – ihr Arbeitsplatz bleibt ihnen so lang erhalten. Doch für einige Mütter besteht diese Möglichkeit nicht: Sie müssen viel früher wieder zurück in den Job, weil die Familie auf ihr Einkommen angewiesen ist oder weil sie alleinerziehend sind und das Erziehungsgeld bei weitem nicht zum Leben ausreicht. Das sind aber nicht die einzigen Gründe, die Berufstätigkeit trotz Kind wieder aufzunehmen.

Viele Frauen haben heute eine gute Ausbildung, sie lieben ihren Beruf, machen Karriere und wollen finanziell unabhängig bleiben. Wiederum andere Frauen, die nach der Geburt ihres Kindes gerne und überzeugt Abschied vom Beruf genommen haben, fühlen sich nur als Mütter und Hausfrauen nach einiger Zeit unzufrieden. Ihnen fällt die Decke auf den Kopf, oder sie verspüren zunehmend das Bedürfnis nach einem eigenen Bereich, der außerhalb der Familie liegt.

Die Gründe, warum Mütter wieder berufstätig sein wollen/müssen, sind also sehr unterschiedlich. Doch etwas verbindet all diese Frauen: Zwischen dem Wunsch der Frauen nach Rückkehr ins Berufsleben und der Realität liegen oft genug Welten. Zunächst sind es innere Ängste und Schuldgefühle, dann kommen äußere Zwänge dazu. Die Frage „Darf ich denn überhaupt so egoistisch sein?“ stellen sich fast alle Frauen, wenn sie über ihren Wiedereinstieg ins Berufsleben nachdenkt.

Kinderbetreuung

Ist die Kinderbetreuung gesichert, kann die Mutter frühzeitig arbeiten

Die Befürchtung, Kind und Familienleben würden darunter leiden, stürzt Mutter schon am Anfang ihrer Überlegungen in eine Gewissenskrise, und viele geben ihren Wunsch nach Berufstätigkeit wieder auf. Denn das Kind soll ja nicht nur versorgt sein, es braucht auch wirklich liebevolle Zuwendung. Erst wenn eine gute Betreuungsform gefunden wurde, kann die Entscheidung Kind und Beruf leichter fallen. Zahlreiche Untersuchungen zeigen nämlich, dass sich Kinder auch dann gut entwickeln, wenn sie nicht den ganzen Tag mit der Mutter zusammen sind. Und mehr noch: ein Kind, dessen Mutter gerne arbeitet entwickelt sich oft sogar besser, als eines, dessen Mutter zu Hause bleibt und unzufrieden ist.

Für das Kind kann also die Berufstätigkeit der Mutter auch Vorteile bringen, vorausgesetzt allerdings, dass alle weiteren Bedingungen stimmen. Dazu gehört, dass der Partner mit dem Entschluss seiner Partnerin einverstanden ist. Einige Männer beharren jedoch nach wie vor darauf, dass Kindererziehung und Haushalt ausschließlich in die Hände der Frauen gehören. Hinter diesem Argument versteckt sich aber häufig eine ganz andere Sorge – nämlich die, selbst Bequemlichkeiten einzubüßen.

Frauen bzw. Mütter sollten in dieser Situation nicht den Fehler begehen, ihrem Partner Versprechungen zu machen, um ihm eine positive Entscheidung abzuringen. Denn Haushalt, Kind und Beruf erfordern mehr Zeit als man anfangs glaubt. Der Partner muss also von Anfang an wissen, dass seine Mithilfe im Haushalt und bei der Kindererziehung unerlässlich ist, soll die Berufstätigkeit der Mutter nicht in eine Kräfte zehrende und Nerven aufreibende Doppelbelastung führen. Nur wenn sich beide Partner einig sind, lässt sich eine befriedigende Lösung für alle Familienmitglieder herbeiführen.

Mütter und Väter müssen sich keine Sorgen um die Entwicklung des Kindes machen, wenn beide arbeiten – vorausgesetzt, sie haben diesbezüglich eine klare Entscheidung getroffen und beherzigen die folgenden Punkte:

Je jünger das Kind ist, desto stabiler und zuverlässiger muss die Betreuung sein. Wenn also eine Mutter bereits nach acht Wochen, also am Ende der gesetzlichen Mutterschutzfrist wieder arbeiten muss/will, sollte in dieser Zeit eine einzige Person für das Baby da sein. Diese Rolle kann zum Beispiel die Oma oder eine Tagesmutter übernehmen. Das Baby kann zu seiner „Ersatzmama“ eine gute Beziehung aufbauen.

Frauen, die erst nach einiger Zeit Erziehungsurlaub wieder arbeiten wollen, sollten auf schwierige Entwicklungsphasen (zum Beispiel die Zeit des Fremdelns, der Trennungs- und Verlassenheitsängste oder der Ich-Entwicklung) ihres Kindes Rücksicht nehmen.

Kinderfrau

Gerade Einzelkinder fühlen sich bei einer „Ersatzmama“ und deren Familie sehr wohl

Rückkehr in die Berufstätigkeit

Der Zeitpunkt der Rückkehr von Frauen in die Berufstätigkeit ist dann am besten, wenn sich das Kind in einer stabilen Lebensphase befindet. Das ist allerdings von Kind zu Kind verschieden. Frauen müssen nach ihrem Eindruck und Gefühl entscheiden.

Wer keine Betreuungsperson hat oder wessen finanzielle Möglichkeiten dazu beschränkt sind, sollte sich frühzeitig nach einer guten Kinderkrippe umsehen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Kind einer der vom örtlichen Jugendamt empfohlenen Tagesmutter anzuvertrauen. Dafür muss das Kind in der Regel aber schon ein Jahr alt sein.

Kann das Kind bereits den Kindergarten besuchen, wenn die Mutter wieder zur Arbeit geht, dann sollten beide Termine nicht zusammenfallen. Am besten ist es, wenn die Berufstätigkeit der Mutter erst ein paar Wochen nach Eintritt des Kindes in den Kindergarten beginnt. So kann die Mutter besser auf Probleme des Kindes reagieren, wenn es sich beispielsweise am Anfang nicht gleich wohl fühlt.

Ganz gleich wie alt das Kind beim Wiedereinstieg der Mutter ins Berufsleben ist: Eltern sollten dafür sorgen, dass es seine Betreuungsperson- und Umgebung vorher gründlich kennen lernen und über mehrere Tage ausprobieren kann, ehe es dort alleine bleibt. So ist gewährleistet, dass sich das Kind langsam und gemeinsam mit Mutter oder Vater an die neue Situation gewöhnt. Außerdem fühlen sich auch Mütter sicherer, wenn sie wissen, dass sich ihr Kind in ihrer Abwesenheit wohl fühlt.

Doch auch trotz dieser Gewöhnungsphase kann das Kind am Anfang mit Trennungsschmerz reagieren. Schon nach wenigen Wochen wird ihm die neue Situation aber vertrauter. Außerdem lernt es, dass Mama oder Papa immer wieder kommen, um es abzuholen.

Größere Kinder akzeptieren die Trennung leichter, wenn sie den Arbeitsplatz oder das Haus, in dem die Mutter arbeitet, kennen; wenn sie wissen, was die Mutter dort tut.

In der Freizeit der Eltern sollte das Kind im Vordergrund stehen. Das geht natürlich nur, wenn die Haushaltsaufgaben in den Hintergrund treten oder wenn sich beide Partner die Hausarbeit teilen.

Mein Rat an Sie:

Die Rückkehr der Frauen ins Berufsleben bedarf der gründlichen Vorbereitung und Planung. Wenn Sie Rat und Hilfe dazu brauchen, können sie sich an folgende Stellen wenden:

  • In vielen deutschen Städten gibt es Beratungsstellen, die Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf unterstützen.
  • Wenn Sie keine derartige Stelle kennen, wenden Sie sich an die Gleichstellungs- oder Frauenbeauftragte der Stadtverwaltung (in ländlichen Gebieten ist das Landratsamt zuständig).
  • Das Arbeitsamt eignet sich ebenfalls als Ansprechpartner für Frauen auf dem Weg zurück in die Berufstätigkeit