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Auch Väter müssen ihre Rolle finden

Vater mit Baby

Heutzutage übernehmen viele Väter aktiv Verantwortung für ihr Kind und helfen mit der Betreuung und Erziehung

Dass Frauen nicht als die geborenen Mütter nicht auf die Welt kommen, ist mittlerweile eine bekannte Tatsache. Für Männer gilt das in ähnlicher Weise, denn auch sie müssen einiges dafür tun, damit sie zu einem Experten für ihr Kind werden. Ideal ist es, wenn Väter von Anfang an eine eigenständige Beziehung zum Kind aufbauen. Das geht jedoch nur, indem der Vater auch bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, sich also genau wie die Mutter ums Baby zu kümmern, es zu füttern, zu wickeln, zu baden und nachts durch die Wohnung zu tragen, wenn es schreit. Viele Frauen würden aber – so Hermann Bullinger in seinem Buch „Wenn Paare Eltern werden“ – dieses Verantwortungsbewusstsein des Mannes boykottieren, indem sie den Vater übermäßig kontrollieren und ihm ständig Vorschriften machen („indem die Mutter weiter auf ihrer Expertenrolle beharrt, nimmt sie dem Vater die Motivation und vermasselt ihm den Einstieg“). Das trifft sicher in einigen Fällen zu, doch wenn ein Vater wirklich bereit ist, einen Teil der Verantwortung für das Baby zu übernehmen, so wird er sich davon nicht abhalten lassen. Vielmehr wird ihm seine positive Einstellung dabei helfen, mit seiner Partnerin Wege und Auswege zu finden, die Last und Lust der Babypflege gemeinsam zu tragen.

Mittlerweile gibt es immer mehr Männer, die mit Überzeugung und Freude verantwortungsvoller Vater sind. Und glücklicherweise sind auch die Zeiten vorbei, als ein Vater mit Kinderwagen zum Dorfgespräch wurde.

Väter können auch – wie die Mutter – nach der Geburt ihres Kindes Erziehungsurlaub beantragen – ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung von Vater und Mutter.

Vater: die neue Mutter?

Allerdings lassen sich die Väter, die einen mehrmonatigen Erziehungsurlaub nehmen, immer noch kaum in Prozenten zählen. Darüber hinaus zeigt ein genauer Blick in den Familienalltag, dass sich im Vergleich zu früher zwar vieles, aber längst nicht genug verändert hat. Es gibt immer mehr Väter, die ihren Kindern nicht nur als Besucher, als Randfigur erscheinen wollen. Die Männer geben sich auch alle Mühe, ihren Partnerinnen beizustehen – in der Schwangerschaft, während der Geburt und in den ersten Wochen mit dem Kind. Doch dann lässt der Eifer bei vielen Vätern spürbar nach. Dies bestätigte auch Zahlen, die das Österreichische Familienministerium im Rahmen einer Studie kürzlich veröffentlichte: 70 Prozent der Väter ziehen sich innerhalb des ersten Jahres von der Babypflege zurück – und verbringen dann im Schnitt nur noch eine knappe Viertelstunde am Tag mit ihren Kindern. Die meisten Männer empfinden beispielsweise das nächtliche Versorgen des Säuglings als unzumutbare Belastung, da sie dann morgens vollkommen gerädert zur Arbeit kommen. Deshalb überträgt der Vater sie wie selbstverständlich der Mutter die Nachtschichten – sie kann sich ja angeblich vormittags von dem Schlafentzug erholen.

Die meisten Väter fühlen sich hauptsächlich fürs Spielen mit dem Kind zuständig. Am Wochenende und in der kurzen Zeit, die dem berufstätigen Vater abends bleibt, wird all das veranstaltet, was Spaß macht: Spielen, herumtoben und basteln. Den Rest, also das Unangenehme wie Wäsche waschen, für die Familie kochen, mit dem Kind zum einkaufen und zum Arzt gehen, oder Elternabende besuchen, erledigen aber immer noch vorwiegend die Mütter.

Vater mit Kind

Immer mehr Kinder erleben ihre Väter als echte Bezugspersonen, auch wenn sie keinen Erziehungsurlaub nehmen

Vater und Hausarbeit

Ähnliches trifft auch auf die Verteilung der Hausarbeit zu: Männer helfen heute eher im Haushalt als früher, doch die Aufgaben sind weiterhin unterschiedlich verteilt. Umfragen ergaben, dass die meisten Männer niemals Wäsche waschen oder bügeln. Dafür hilft der Vater ab und zu mal beim Aufräumen, beim Einräumen der Spülmaschine, beim Staubsaugen und beim Einkaufen.

So gesehen, scheint es also nicht nur an den Frauen zu liegen, die ihren Männern den Zugang zu einer verantwortungsbewussten Vaterschaft verwehren. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass das innere Vaterbild der Männer sowie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einen Rollentausch – Vater bleibt zu Hause und betreut das Kind, Mutter geht arbeiten – erschweren.

„Für Männer, die sich Kindern und dem Haushalt widmen, gibt es keine heldenhaften Vorbilder“, stellt der Psychologe Wilfried Griebel dazu fest. Es bedarf also einer ganzen Reihe innerer und äußerer Veränderungen, um Männer die Übernahme der Vaterrolle zu erleichtern. Die grundlegendste Änderung muss allerdings zuerst in den Köpfen der Männer stattfinden: ein Vater, der sein Baby wirklich kennen lernen und verstehen will, der veranstaltet nicht nur nette Fahrradausflüge am Wochenende, sondern geht beispielsweise auch mit seinem Kind zum Kinderarzt und holt es vom Kindergarten ab.

Die neuen Väter brauchen neue Mütter. Dazu gehört auch, dass Frauen einen Teil ihrer Verantwortung abgeben. Selbst wenn der Pullover einmal nicht zur Strumpfhose passt – Hauptsache, das Baby fühlt sich wohl, wenn Papa den ganzen Tag Babydienst hatte. Durch die Mitarbeit der Väter erhalten Mütter neue Freiräume. Ein Wochenendausflug mit der Freundin, ein Einkaufsbummel in aller Ruhe oder der Besuch von Fortbildungsveranstaltungen – all das und noch viel mehr kann für sie möglich werden, wenn Väter ihre Verantwortung ernst nehmen und diese auch verwirklichen.

Vater mit Sohn

Mit der Geburt des Kindes müssen beide Elternteile in ihre neue Rolle finden – das betrifft sowohl den Umgang der Partner untereinander als auch die Beziehung zum Kind.