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Wenn die kleine Seele leidet

Gesundheit und Krankheit hängen vom komplexen Zusammenwirken von Körper, Psyche und sozialer Umwelt (Familie und Bezugsperson und so weiter) ab. Krankheit ist ein Zustand, der auf ein Ungleichgewicht in diesem Gesamtgefüge zurück zuführen ist.

Krankheitserreger sind meist Bakterien oder Viren, die die kindlichen Abwehrkräfte herausfordern. Der Körper des Kindes versucht, sich mit unterschiedlichen Reaktionen dagegen zu wehren: Zum Beispiel kann das Kind Fieber bekommen oder erbrechen. Krank werden Erwachsene und Kinder beispielsweise dann, wenn das körpereigene Immunsystem geschwächt ist. Was die Seele eines Kindes krank macht, sind vor allem chronische Konfliktsituationen innerhalb der Familie, wie ständige Partnerschaftsprobleme der Eltern, ein gestörtes Bindungsverhalten der Erwachsenen zum Kind oder eine gefühlskalte Familienatmosphäre.

Kinder brauchen ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit, und sie brauchen von Anfang an zuverlässige und tiefe emotionale Bindungen. Fehlt ihnen diese Beziehung oder wird das Zugehörigkeitsgefühl ständig erschüttert, etwa weil Eltern in ihrer Zuneigung und in ihrem Verhalten unbeständig sind, gerät die kleine Seele in Not. Ein aggressiver, autoritärer Erziehungsstil oder überängstliches Verhalten führt ebenfalls zu großen Ängsten beim Kind. Kinder sind sehr sensibel für die Gefühle und Stimmungen aus ihrer Umgebung. Ihre intuitive Wahrnehmung ist deshalb so wichtig, weil ihnen die Fähigkeit zur differenzierten sprachlichen Kommunikation noch fehlt: Wenn eine Mutter ihrem Baby sagt, dass sie es liebt, kann es ihre Worte zwar nicht verstehen, dafür fühlt das Kind die Botschaft anhand:

  • dem Gesichtsausdruck der Mutter;
  • ihrer Stimmlage;
  • der liebevollen Gesten

Negative Stimmungen und gefühlsmäßige Spannungen sind für das Kind ebenso zu spüren – selbst dann noch, wenn etwa ein Streit nicht im Beisein des Kindes stattfindet, oder wenn Erwachsene ihre Konflikte verdrängen.

Doch niemand braucht sich zu sorgen, wenn er nicht immer positiv gestimmt ist oder sich hin und wieder einmal Ärger breit macht. Aber problematisch wird es für ein Kind, wenn das Gefühlschaos überhand nimmt oder Streit auf der Tagesordnung stehen. Kinder können sich Konflikten nämlich nicht entziehen, und sie verfügen auch nicht über die Abwehrmechanismen Erwachsener. Das sensible, kindliche Seelenleben gerät vielmehr kurz- oder längerfristig aus dem Gleichgewicht. Und dieses seelische Ungleichgewicht kann möglicherweise Auslöser oder Wegbereiter einer akuten oder immer wiederkehrenden Krankheit sein. In vielen Fällen ist sie ein Hilferuf der Seele. Über den Umweg einer körperlichen Erkrankung zeigt das Kind seinen Kummer.

Natürlich muss nicht jede Krankheit ein Zeichen für Seelenkummer sein: Zum Beispiel ist die Ansteckungsgefahr und damit das Erkrankungsrisiko sehr groß, wenn gerade eine Erkältungswelle grassiert. Es gibt aber eine Reihe von Erkrankungen, bei denen man seelische Faktoren zumindest in Erwägung ziehen sollte. Erst wenn man diese aufgespürt hat, lassen sich auf Dauer positive Behandlungserfolge erzielen oder Veränderungen im Familienleben herbeiführen.

Lachendes Baby

Kinder brauchen von Anfang an zuverlässige und tiefe emotionale Bindungen, um gesund zu bleiben