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Jedes Kind entwickelt sich so schnell es kann

Viele Eltern fühlen sich verunsichert, wenn sich ihr Kind nicht „Normgemäß“ entwickelt. Bei den Vorsorgeuntersuchungen oder in Informationsschriften werden Kinder nach durch-schnittlichem Wachstum und Können beurteilt: Entwickelt es sich seinem Alter entsprechend oder weicht es von statistisch ermittelten Normen ab? Bis zu einem gewissen Grad sind diese Einordnungen sicherlich sinnvoll, damit Kinderärzte beispielsweise gesund von krank (und damit therapiebedürftig) unterscheiden können. Bei vielen Eltern werden aber auch dadurch Ehrgeiz, Ängste und Sorgen geschürt, da es immer akzeptable Abweichungen von der Norm geben kann. Denn jedes Kind entwickelt sich so schnell es kann. Und es gibt unter Babys genauso „Frühstarter“ wie „Spätzünder“ – was keinesfalls eine Wertung in gute oder schlechte Entwicklung beinhaltet. Zwischen den Extremen liegt eine große Bandbreite an zeitlichen Möglichkeiten, in denen sich die kindlichen Reifungs- und Lernprozesse abspielen. Deshalb müssen Beurteilungen, gemessen an Durchschnittswerten, immer relativ bleiben und Vergleiche mit anderen gleichaltrigen Kindern sind schwierig und dienen meist dem Ehrgeiz der Eltern.

Mutter mit Kind

Als Eltern sollten Sie keinen falschen Ehrgeiz entwickeln und Ihrem Kind die Zeit zur Entwicklung lassen, die es braucht

Allerdings sollten sich Eltern auch nicht sorglos über mögliche Defizite der Entwicklung ihres Kindes hinwegsetzen. Besteht der Verdacht auf eine Entwicklungsstörung, sollten sich die Eltern vertrauensvoll an den behandelnden Kinderarzt wenden. Als Grundsatz gilt, dass es immer mehr oder weniger große Abweichungen im Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes geben wird. Persönlichkeit und Temperament spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie erbliche Veranlagung, Organreife und Gesundheitszustand des Kindes. Die Entwicklung vom Säugling zum Kleinkind verläuft zwar in einer bestimmten Reihenfolge, doch die Geschwindigkeit, mit der die einzelnen Entwicklungsstufen erreicht und gemeistert werden, bestimmt jedes Kind selbst.

Prinzipiell gelten für die kindliche Entwicklung folgende Grundsätze:

In der Regel wird ein Kind erst dann einen neuen Entwicklungsschritt machen, wenn es den davor gut geübt hat. Aber auch hier bestimmt jedes Kind sein Entwicklungstempo.

Neugieriges Kind

Kinder nehmen ihre Umgebung neugierig wahr und sammeln begierig die verschiedensten Eindrücke und Fertigkeiten; dabei ist es wichtig, dass immer nur ein Entwicklungsschritt nach dem nächsten gemacht wird

Fremdelndes Kind

Schon in den ersten beiden Lebensjahren zeigt ein Kind viel von seiner Persönlichkeit – doch nahezu alle Kinder fremdeln auch

Beim Übergang vom Krabbeln zum Laufen kann man diese Entwicklung recht gut beobachten. Manche Babys krabbeln nur ganz wenig, unternehmen dafür recht bald die ersten Laufversuche; andere lassen sich dagegen mehr Zeit beim Laufen lernen.

Von den Zeiträumen her betrachtet, verläuft die Entwicklung manchmal unregelmäßig. Es kann vorkommen, dass das Baby in so genannten Schüben sehr schnell und sehr viel dazu lernt. Dazwischen gibt es wieder Zeiten, in denen sich fast nichts zu entwickeln scheint. In diesen Pausen muss sich das Kind mit den neu dazugelernten Fähigkeiten erst einmal gründlich vertraut machen.

Hat das Kind gerade etwas Neues erlernt, scheint es eine davor erworbene Fähigkeit vergessen zu haben. Doch dieser Schein trügt, denn es konzentriert sich ganz stark auf seine Neuerwerbung, die immer wieder geübt werden muss. Sobald es diese Lerneinheit gemeistert hat, kommen auch die alten, zuvor erlernten Fertigkeiten wieder stärker zum Vorschein.

Die Entwicklung von Bewegungsabläufen

Bevor das Baby gezielte Bewegungsabläufe machen kann, muss es zunächst einige Reflexe ablegen. Das trifft beispielsweise auf den Greifreflex zu: Ist er verschwunden, kann das Kind zielgerichtet einen Gegenstand in die Hand nehmen.

Die Entwicklung und Kontrolle der einzelnen Bewegungsmöglichkeiten (Motorik) erfolgt nach einer bestimmten Reihenfolge: Sie beginnt beim Kopf und endet bei den Zehen.

Die Entwicklung eines Kindes darf nicht ausschließlich danach beurteilt werden, was es schon alles kann, sondern auch danach, wie gezielt und sicher seine Bewegungen sind.

Während der ersten beiden Jahren können Eltern schon sehr viel über die Persönlichkeit ihres Kindes erfahren: Es gibt, um nur zwei Extreme zu nennen, sehr temperamentvolle, willensstarke Kinder, die mit Eifer und mit großem Tempo ihre Entwicklungsschritte machen. In beharrlichen und manchmal waghalsigen Versuchen erproben sie ihre körperlich-geistigen Fähigkeiten. Alles in ihrer Umgebung wird mit Neugier und Entdeckungsfreude erforscht und nichts scheint vor ihnen sicher.

Kinder, die eher zurückhaltender und vorsichtig sind, machen ihre Lernschritte häufig langsamer und mit äußerster Konzentration. Sie wagen oft erst dann ein Probe ihres Könnens, wenn sie ihrer Fähigkeiten ganz sicher sind.

Lernendes Kind

Je nach Temperament wird ein Kind zurückhaltende oder waghalsige Lernschritte unternehmen – doch alles zu seiner Zeit