Es gibt viele Gründe zum Schreien
Gerade am Anfang sind die meisten Eltern erst einmal ratlos, wenn ihr Kind schreit: Ist Hunger der Grund oder braucht das Baby Nähe und Zärtlichkeit? Erst mit der Zeit entwickeln Eltern, die ihr erstes Kind versorgen, ein sicheres Gefühl für seine Bedürfnisse. Kein noch so guter Ratgeber ist in der Lage, auf jedes Schreien einen plausiblen Grund zu liefern, geschweige denn, die richtige Lösung des Problems zu offenbaren. Was für das eine Baby gut und angebracht ist, muss für ein anderes Kind noch lange nicht die Befriedigung seiner Bedürfnisse bedeuten.
Außerdem wird es beim Schreien eines Kindes letztlich immer einen Rest an Ungewissheit geben.
Vielleicht ist es die Angst vor der neuen Welt, in der sich das Kind über alle Maßen fürchtet, vielleicht hat es Träume, die es in Angst und Schrecken versetzen, oder vielleicht überträgt sich eine überängstliche Grundstimmung der Bezugspersonen auf das hochsensible Nervenkostüm des Kindes. All das können mögliche Ursachen sein, auf die Babys mit lautstarkem Gebrüll reagieren. Eltern müssen also im Prinzip jedes Mal selbst herausfinden, warum ihr Kind unzufrieden ist und sie es im jeweiligen Einzelfall am besten beruhigen können. Eine kleine Hilfe kann die nachfolgende Beschreibung möglicher Schreiursachen sein. Sie spiegelt die Palette der wichtigsten möglichen Gründe wider, doch sie kann – wie schon erwähnt – sicherlich keine für alle Babys gleichermaßen wirkungsvollen Erfolgsrezepte an die Hand geben.
Das Baby hat Hunger
Die häufigste Ursache des Schreiens sind Hungergefühle. Das Baby lutscht und saugt heftig an der ganzen Faust. Und je länger es auf die Brust warten oder Flasche warten muss, umso ungeduldiger wird sein Geschrei. Wird sein Bedürfnis nach Nahrung nicht bald gestillt, ist das Kind vom Schreien oftmals so erschöpft oder aufgeregt, dass es gar nicht richtig trinken kann. Gestillte Babys haben in der Regel schneller wieder Hunger als Flaschenkinder. Denn spätestens nach zwei bis drei Stunden – bei Flaschenkindern sind es meist vier Stunden – ist die Muttermilch schon verdaut.
Das Baby will nur saugen
Da das Saugen nicht nur mit Nahrung in Verbindung gebracht wird – es ist weit mehr als das-, brauchen manche Babys die Brust oder den Schnuller als Beruhigungsmittel. Meist nuckeln sie nur kurze Zeit am Objekt der Begierde und schlafen dann zufrieden ein.
Das Baby hat sich erschreckt
Es gibt Säuglinge, die in den ersten Lebenswochen sehr leicht erschrecken. Auf plötzliche laute Geräusche ruckartige, schnelle Bewegungen oder grelles Licht reagieren sie mit Angst und beginnen sofort los zu schreien. Beruhigende Worte, Streicheln und Hochnehmen helfen dann meist wieder, den Schreck zu vergessen.

Wenn das Baby schreit, gilt es, zuerst die Ursache dafür zu ergründen, damit man gezielt Abhilfe schaffen kann
Das Baby ist übermüdet und überfordert
Gerade in den ersten Lebensmonaten schreien sehr viele Babys, wenn sie durch Reizüberflutung völlig erschöpft oder über alle Maßen erregt sind. Zu viele Besucher, zu viele fremde Stimmen und ein Zuviel an neuen Eindrücken können ein Kind regelrecht vom Schlafen abhalten, weil es eine große innere Unruhe verspürt. In diesem Fall sollte sich die Mutter oder der Vater mit dem Kind in ein Zimmer zurückziehen, es schaukeln und wiegen, ihm ein Liedchen vorsingen, so lange, bis sich das Baby beruhigt und einschlaft.
Das Baby reagiert auf Spannungen und Konflikte in seiner Umgebung
Dass Säuglinge äußerst feine Sinne haben und jede noch so kleine Gefühlsregung ihrer Bezugspersonen wahrnehmen, weiß heute inzwischen jedes informierte Elternpaar. Stress, Hektik und starke innere Anspannung auf Grund von Partnerschaftskonflikten oder sonstige Nöte übertragen sich aufs Kind, und es reagiert mit regelrechtem Spannungsgeschrei. Innere Ruhe und Gelassenheit sind die einzigen Hilfsmittel, mit denen die Eltern dann ihr Kind auf Dauer beruhigen können.

Hat sich das Baby vor einem plötzlichen lauten Geräusch erschreckt, hilft meist die Nähe von Mutter oder Vater, um es zu beruhigen
Das Baby friert oder schwitzt
Frieren ist ein Grund für körperliches Unbehagen und in den ersten zwei bis drei Monaten ist en Baby noch recht wärmebedürftig. Ist ihm kalt, kann es sogar so stark frieren, dass es davon aufwacht. Deshalb fühlen sich Neugeborene warm eingepackt und bei einer Zimmertemperatur von 24 bis 28 Grad Celsius am wohlsten. Ist das Kind schon etwas älter, kann eine zu hohe Körpertemperatur schuld daran sein, dass es zu weinen beginnt. Der schon erwähnte Griff in den Nacken gibt Eltern Auskunft darüber, ob das Kind schwitzt oder friert.
Das Baby hat Bauch- oder Zahnschmerzen
Schmerzen, hervorgerufen durch Verdauungsprobleme oder Zahnen, treten ebenfalls häufig als Schreiursachen auf. Gerde in den ersten drei Monaten leiden sehr viele Babys an starken Blähungen, die unter der Bezeichnung Dreimonatskolik bekannt sind. Diese vorübergehende Störung des noch empfindlichen Verdauungssystems verursacht quälende Schmerzen, das Kind zieh dabei die Beinchen zum Bauch und weint erbärmlich. Besonders abends scheinen die meisten Babys davon betroffen zu sein. Linderung verschaffen oft einige Hausmittel, viel Körperkontakt und Herumtragen.
Der Durchbruch der Zähne ist ebenfalls mit Schmerzen verbunden. Viele Mediziner behaupten zwar, dass das Zahnen nicht weh tut, doch erfahrene Mütter wissen um die Reaktionen ihres Kindes beim Zähnekriegen: Es ist unruhig, schläft schlecht, sabbert viel, jammert und schiebt sich den Finger oder die ganze Faust in den Mund. Ein kühlendes, schmerz linderndes Gel, auf den Kiefer aufgetragen, und ein Beißring, eine Veilchenwurzel (in Apotheken oder Naturkostläden erhältlich) oder eine Brotrinde helfen oft, den Zahnschmerz etwas zu lindern. In dieser Zeit braucht das Baby aber vor allem Körperkontakt als Heil- und Beruhigungsmittel.
Das Baby liegt unbequem
Da sich kleine Babys noch nicht selbstständig in eine andere (für sie angenehmere) Position bringen können, reagieren sie auf unbequeme Lage mit Schreien. Sobald ihre lage verändert wird, beruhigen sie sich schnell wieder.
Was einige Naturvölker schon immer wussten wurde bei uns mittlerweile durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt:
- Babys, die im ersten Lebenshalbjahr häufig am Körper getragen werden, schreien weniger als andere Kinder
- Das Schaukeln, die Körperwärme und ihre Stellung beim Tragen erinnert diese Babys offenbar an die Geborgenheit im Mutterleib
- Babys entspannt die vertraute Stimme und der beruhigende Herzschlag der Mutter
- Die sanften Schaukelbewegungen regen das Gleichgewichtsorgan an, was ihnen besonders gut zu bekommen scheint
Mit einem Tuch, in das der Säugling fest eingebunden wird, lässt sich dies am besten verwirklichen. Und für Früh geborene ist ein Tragetuch die beste Möglichkeit, die fehlende Zeit im geborgenen Mutterleib nachzuholen.
Das Baby hat einen wunden Po
Gerade beim Zahnen haben Babys sehr oft Durchfall und bekommen dadurch einen wunden Po. Darüber hinaus gibt es aber auch noch andere Gründe, die zum Wundwerden führen. Ist der Po nur gerötet, spüren Babys noch keine Schmerzen. Sobald diese Hautstellen jedoch richtig wund werden, ist jede Berührung dort für das Kind eine Qual. In diesem Fall müssen die Windeln häufiger gewechselt werden, den Po sollte man Wasser behutsam säubern, anschließend (eventuell mit dem Fön) ganz vorsichtig trocknen und danach mit einer Heilsalbe einreiben.
Das Baby will nicht allein sein
Besonders Nachts, wenn alles dunkel und still ist, wird es manchen Babys unheimlich. Sie schreien lautstark nach den Eltern, weil sie jetzt jemanden brauchen, der bei ihnen ist. Meist hilft es schon, wenn ein Elternteil das Kind mit zu sich in das Bett nimmt, es auf den Bauch legt und ei paar beruhigende Worte zu ihm spricht. Tagsüber hilft es dem Kind, wenn Mutter oder Vater es in einem Tragetuch bei ihren Alltagsverrichtungen bei sich haben.
Das Baby braucht Nähe und Körperkontakt
Die Sehnsucht eines Neugeborenen, möglichst oft und viel Haut- und Blickkontakt mit einer seiner Bezugspersonen aufzunehmen ist sehr groß. Säuglinge schreien förmlich danach.
Neben dem Herumtragen und Schmusen ist auch hier das Tragetuch die beste Lösung, denn auf diese Weise bekommt das Baby alles, was es braucht, und die Eltern können nebenbei noch einzelne leichte Tätigkeiten verrichten.

In vielen Fällen beruhigt sich das weinende Baby auf Mutter oder Vaters Arm; ist es erst einmal eingeschlafen, kann man es anschließend oft vorsichtig wieder in sein Bettchen legen