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Die sanfte Geburt in die Welt

Baby an Mamas Brust

Die meisten Kinder werden heute bei uns in einer Klinik geboren – in Deutschland beispielsweise gibt es ca. 2.000 Entbindungskliniken oder -stationen, von denen über 80 Prozent allgemeine Krankenhäuser mit einer Abteilung für Geburten sind. Nur etwa ein Prozent aller Baby´s erblickt zu Hause das Licht der Welt. Dieses Zahlenverhältnis von Klinik- zu Hausgeburten trifft auch auf die Schweiz und auf Österreich zu, wobei sowohl bei uns als auch in unseren Nachbarländern die Zahl der Hausgeburten in letzter Zeit wieder leicht ansteigt.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Klinik- und Hausgeburt miteinander zu kombinieren: Bei dieser ambulanten Geburt in einem Krankenhaus oder in einer speziell dafür ausgestatteten Frauenarztpraxis kann die Mutter mit ihrem Neugeborenen schon nach 2 bis 24 Stunden nach der Geburt wieder nach Hause entlassen werden. Immer mehr Mütter entscheiden sich für diese Möglichkeit, und in manchen Kliniken verläuft bereits jede zehnte Geburt ambulant. Allerdings müssen sowohl für die Entbindung zu Hause als auch für die ambulante Geburt ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu zählen unter anderem der regelmäßige Besuch von Vorsorgeuntersuchungen und eine Schwangerschaft ohne Komplikationen, die Geburt muss ohne Probleme verlaufen, es darf nicht zu Nachblutungen oder zu Fieber kommen, und eine Hebamme muss sich zu Hause um Mutter und Kind kümmern.

Die sanfte Geburt wird bevorzugt

Für die Geburt im Krankenhaus entscheiden sich die meisten Frauen vor allem aus Gründen der Sicherheit. Gerade wenn das erste Kind unterwegs ist, beruhigt es die werdenden Eltern, dass im Notfall alle technischen Hilfsmittel der Geburt zur Verfügung stehen und eine Intensivstation gleich an Ort und Stelle ist. Außerdem wählt man auch in fast allen Krankenhäusern inzwischen die Methode der sanften Geburt, was die Entscheidung für eine Klinikgeburt ebenfalls positiv beeinflusst.

Der sanfte Weg in die große Welt

Der Verfechter für die „sanfte Geburt“, der Franzose Frederick Leboyer, war Frauenarzt und Leiter einer gynäkologischen Klinik in Paris. Während seiner langjährigen Tätigkeit als Geburtshelfer stellte er fest, dass die moderne Geburtshilfe zwar technisch immer perfekter wurde, die Gefühle und Empfindungsfähigkeit des Kindes dabei aber weitgehend unbeachtet blieben.

Eine Geburt nach damals herkömmlicher Methode erlebt seiner Meinung nach besonders der Säugling als „Gewaltakt“, der bleibende körperliche und seelische Schäden hinterlassen kann. Deshalb forderte Leboyer weniger Technik, dafür aber mehr Menschlichkeit im Kreißsaal. Und er entwickelte eine Geburtsmethode, die auch bei uns großen Anklang fand und die heute mit Erfolg in fast allen deutschen Krankenhäusern praktiziert wird:

  • Lichtquellen und Geräusche sind während der Geburt möglichst gedämpft;
  • das Baby wird der Mutter unmittelbar nach der Geburt auf den Bauch gelegt, wo es wärmende Körpernähe und erste Streicheleinheiten empfängt;
  • die Nabelschnur wird nach der Geburt erst durchtrennt, wenn sie nicht mehr pulsiert;

Schon bald nach der Geburt darf das Kind zum ersten Stillen angelegt werden, und ein warmes Bad soll es an die Schwerelosigkeit und Geborgenheit im Mutterleib erinnern.