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Geburt Hand des Babys

Geburt – Der erste Kontakt mit dem Kind

Nach alle den Ängsten, Anstrengungen und Schmerzen während der Geburt zählt der erste Kontakt mit ihrem Kind zu den schönsten Momenten im Leben der frisch gebackenen Familie. Damit sie dieses gefühlvolle Erlebnis in aller ruhe genießen kann, wird das Klinikpersonal bei einer sanften Geburt zunächst einmal jede Hektik vermeiden. Sofern kein Notfall vorliegt, treten alle medizinischen Routinemaßnahmen , wie Wiegen, Messen und gründliche Untersuchung, erst einmal in den Hintergrund.

Ist die Mutter während der Geburt ohne stark schmerz stillende Mittel ausgekommen, ist auch das Neugeborene meist hellwach und kann mit all seinen Sinnen den ersten Kontakt mit den Eltern aufnehmen. Auf dem warmen, weichen Bauch seiner Mutter fühlt sich das Baby rundum wohl: Es spürt ihre Körpernähe, hört das beruhigende Pochen ihres Herzens und nimmt die Stimme wahr, die ihm wohl vertraut ist. Die ersten zärtlichen Streicheleinheiten vermitteln ihm Gefühle der Liebe und Geborgenheit, und sie regen außerdem wichtige körperliche Funktionen wie Atmung und Kreislauf sanft an.

Ist das Kind gesund?

Nach der kleinen Verschnauf- und Entspannungspause interessiert die frisch gebackenen Eltern vor allem eine Frage: Wie geht es dem Kind gesundheitlich? Um die Risiken möglicher körperlicher und geistiger Schäden früh erkennen beziehungsweise im Notfall rasch handeln zu können, wird das Neugeborene noch auf dem Bauch der Mutter ärztlich untersucht. Zu den wichtigen Körperfunktionen, die dabei beurteilt werden , zählen

  • Herztätigkeit
  • Atembewegung
  • Muskelspannung ( Tonus )
  • Reflexerregbarkeit und
  • Hautfarbe

Das Baby soll spätestens nach 70 Sekunden seinen ersten selbstständigen Atemzug nehmen, was es oft mit dem ersten Schrei lautstark unter Beweis stellt.
Außerdem saugen die meisten Geburtshelfer vorsichtshalber den Rachenraum des Kindes ab, damit weder Schleim noch Reste von Fruchtwasser in die Lungen geraten.

Nach der Geburt: Körperfunktionen werden untersucht

Geburt des Baby

Die Untersuchung der genannten Körperfunktionen erfolgt mit Hilfe des APGAR-TESTS ( benannt nach dessen Erfinderin, der amerikanischen Ärztin Virginia Apgar ).Dieser Test wird heute weltweit durchgeführt, um den gesundheitlichen Zustand des Neugeborenen rasch und so gut wie möglich zu erfassen. Die Untersuchung erfolgt insgesamt dreimal: sofort nach der Geburt und dann jeweils nach fünf und nach zehn Minuten. Für jede der genannten Körperfunktion bekommt das Baby eine Note zwischen null und acht. Alle Punkte werden dann zusammen gezählt und beurteilt: Acht bis zehn Punkte bedeuten, dass sich das Kind in einem guten bis sehr guten gesundheitlichen Zustand befindet, eine Punktzahl von fünf bis sieben kann auf eine ( oft vorüber gehende ) Störung hindeuten. Bei weniger als vier Punkten besteht Lebensgefahr, und das Neugeborene muss sofort medizinisch behandelt werden- der Arzt wird dann die notwendigen Schritte einleiten. In vielen Entbindungskliniken wird der Apgar -Test noch durch eine Begutachtung der Nabelschnur sowie durch eine Blutuntersuchung ergänzt. Diese Erweiterung der inzwischen mehr als 30 Jahre alten Apgar-Tests entwickelte der in Berlin praktizierende Professor Dr. Erich Saling, dem die ausschließlich optische Beurteilung des Säuglings nicht aussagekräftig genug erschien.

Der Apgar-Test wird durchgeführt

Gemessen wird bei diesem Test der Sauerstoffgehalt im Blut, um das Risiko einer Unterversorgung möglichst gering zu halten. Gerade ein Sauerstoffmangel kann nämlich bei dem Kind zu bleibenden körperlichen und geistigen Schäden führen- dies ist heute eines der größten gesundheitlichen Risiken bei der Geburt. Deshalb entnimmt der Arzt gleich nach der Geburt aus der Nabelschnurarterie eine Blutprobe. Den Einstich spüren weder Mutter noch Kind, da sich in der Nabelschnur keine Nerven befinden. Das entnommene Blut wird nun auf seinen Säuregehalt ( ph-Wert ) hin untersucht. Die gewonnen Messwerte drücken aus, ob der kindliche Organismus genügend mit Sauerstoff versorgt ist. Niedrige ph-Werte zeigen beispielsweise , dass in Blut und Gewebe zuviel Stoffwechselendprodukte enthalten sind, also eine ungenügende Sauerstoffversorgung des kleinen Körpers vorliegt. In einem solchen Fall muss der Geburtshelfer entscheiden, ob und in welchem Ausmaß ein Neugeborenes künstlich beatmet werden muss.

Weil neuere Untersuchungen gezeigt haben, dass die Herztätigkeit gleich nach der Geburt nur unzureichende Informationen über die Sauerstoffversorgung des Babys liefert, wird in der ersten Testphase des Apgar-Tests statt des Herzschlags der Füllungszustand der Nabelschnur geprüft. Ist sie beispielsweise noch prall gefüllt, lässt diese prinzipiell auf einen guten Gesamtzustand des Neugeborenen schließen.

Für beide Untersuchungen, den Bluttest und den dreifach durchgeführten Apgar-Test , gilt die gleiche Bewertung:

Punktzahl Bewertung
 9-10 Punkte Optimal
 7-8 Punkte Noch normal
 5-6 Punkte Leicht eingeschränkt
3-4 Punkte Mittelgradig eingeschränkt
 0-2 PunkteSchwer eingeschränkt

Jetzt ist das Kind abgenabelt

Nachdem das Kind abgenabelt wurde folgen weitere wichtige Routineuntersuchungen zur Früherkennung eventueller Krankheiten oder körperlicher Schäden. Zunächst wird das Neugeborene auf körperliche Anomalien hin untersucht.

Die Fontanellen sind weiche Bereiche in der Schädeldecke des Kindes. An diesem quer und längs verlaufenden Stellen sind die Schädelknochen noch nicht zusammen gewachsen. Der Arzt prüft nun, ob die Lücken offen sind.

  • Der Gaumen wird auf eine eventuelle Gaumenspalte hin untersucht.
  • Durch Abtasten des Bauchraums lässt ich feststellen, ob sich alle Organe des Bauches an der richtigen Stelle befinden.
  • Danach untersucht der Arzt die Hüftgelenke des Kindes. Befinden sich die beiden Kugelgelenke in den Hüftpfannen?
  • Sind Füße und Hände normal entwickelt?

Ist mit dem Neugeborenen alles in Ordnung?

Danach erfolgt eine Bestandsaufnahme des Reifegrads des Kindes, denn die körperliche Beschaffenheit gibt auch Auskunft darüber, ob es ausgetragen und reif ist, oder ob es Zeichen der Unreife oder der Übertragung aufweist und entsprechend behandelt werden muss.

Als vorbeugende Maßnahme gegen eine Augeninfektion bekommt bekommt das Baby nach den Untersuchungen eine Silbernitratlösung oder antibiotikahaltige Augentropfen in die Augen geträufelt.

Die genannten Untersuchungen gehören alle zur ersten Vorsorgeuntersuchung ( U1 ) die erste in einer Reihe von neun weiteren Untersuchungen, die bis zum sechten Lebensjahr durchgeführt werden. Sie dienen in erster Linie der Früherkennung von Krankheiten oder Fehlbildungen, sie zeigen aber auch den aktuellen körperlichen und geistigen Entwicklungsstand des Kindes. Alle Testergebnisse und Befunde werden in ein extra dafür vorgesehenes Untersuchungsheft eingetragen, so dass sich auch später jeder Arzt schnelle ein Bild von der Entwicklungsgeschichte des Kindes machen kann.

Unser Rat an Sie

Neben dem Impfbuch ist das Untersuchungsheft das wichtigste Dokument ihre Kindes, das Sie gut aufbewahren und zu allen Vorsorgeuntersuchungen mitnehmen müssen.