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Die Ernährung mit der Flasche

Wird das Kind gestillt, kommt die Mutter mit einem Minimum an Ausstattung aus. Anders ist dies bei der Ernährung mit der Flasche: Neben diversen Plastik- oder Glasflaschen, Schnullern mit kreuzschlitz- oder Rundlochöffnung und Reinigungsutensilien, wie Flaschenbürste, speziellem Topf zum Auskochen oder Wasserdampfsterilisationsgerät, werden noch die fertigen Nahrungsprodukte gebraucht.

Anfang 1993 hat sich durch den gemeinsamen europäischen Markt einiges im Nahrungsmittelangebot geändert. Eine Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft sieht beispielsweise eine andere Einteilung der Säuglings- und Kindernahrung vor als sie bisher in Deutschland üblich war. So wurden die bis dahin geläufigen Bezeichnungen „adaptierte“ Milch und „teiladaptierte“ Milch abgeschafft und unter dem Begriff „Säuglingsanfangsnahrung“ zusammengefasst. Für Babys ab dem siebten Lebensmonat gibt es nun die „Folgenahrungen“.

Die Ernährung mit der Flasche

An der Zusammensetzung der Fertignahrungsprodukte zur Ernährung des Babys hat sich nichts geändert – Eltern können sich also künftig darauf verlassen, dass die Qualität dieser Produkte den strengen Vorschriften für diätetische Lebensmittel entspricht. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob Säuglings- und Kleinkindernahrung in Zukunft Farbstoffzusätze enthalten darf, was vor 1993 in Deutschland erlaubt war.

Grundsubstanz aller Fertigmilchprodukte für Säuglinge ist Kuhmilch (außer bei Milch auf Sojabasis). Bei der Säuglingsanfangsnahrung (vormals adaptierte und teiladaptierte Fertigmilch) wird die Kuhmilch durch chemische Umwandlungsprozesse der Muttermilch weit gehend angepasst. Daher ist sie ein Lebensmittel, das für die besondere Ernährung von Säuglingen während der ersten vier bis sechs Monate in Frage kommt. Ihr Eiweißgehalt ist in Menge und Qualität der Muttermilch angeglichen, ihr Fett ist durch die Zugabe pflanzlicher Öle dem Fettgehalt der Brustnahrung angepasst, und sie enthält genauso wie Muttermilch ausschließlich Milchzucker als Kohlenhydrat. Die Säuglingsanfangsnahrungen sind von der Konsistenz her genauso dünnflüssig wie Muttermilch und enthalten keine „Dickmacher“. Deshalb darf das Kind die Trinkmenge und den Zeitpunkt der Mahlzeit selbst bestimmen.

Die Folgenahrung ist eiweiß-, salz- und kalorienreicher als die Anfangsnahrung. In ihrer Zusammensetzung ist sie der Muttermilch weniger angeglichen. Deshalb darf sie dem Baby frühestens ab dem siebten Lebensmonat gefüttert werden. Leidet das Neugeborene an Kuhmilch Unverträglichkeit, oder hat es ständig Verdauungsprobleme wie Blähungen oder Koliken, so muss beziehungsweise sollte als Fertignahrung Sojamilch gefüttert werden. Sie enthält kein Kuhmilcheiweiß und ist leichter zu verdauen. Das Baby darf davon trinken, soviel und sooft es mag. Für Allergie gefährdete Kinder eignet sich im ersten Lebenshalbjahr die Ernährung mit so genannter hypoallergener Milch, die auf Kuhmilchbasis hergestellt ist, deren Eiweißmoleküle jedoch verändert wurden. Dadurch wird das Risiko allergischer Reaktionen auf diese Ernährung herabgesetzt. Auch diese Milch kann nach Bedarf gefüttert werden. Eine spezielle Ernährung mit Heilnahrung ist für Säuglinge gedacht, die während der normalen Flaschenernährung unter vorübergehenden Magen- Darm-Störungen wie Durchfall und/oder Erbrechen leiden. Diese Ernährung ist besonders gut bekömmlich und hat unter anderem Bananenpulver als Bestandteil, das auf natürliche Weise stopfend wirkt.

Sorte Ab Wann? Zusammensetzung und Besonderheit
 Säuglingsanfangsnahrung    erstes Lebenshalbjahr, wenn nicht gestillt werden kann/soll Auf Kuhmilchbasis; der Muttermilch in Eiweiß, Fettgehalt, Mineralstoffen und Vitaminen der Muttermmilch weit gehend angepasst; kann immer dann gefüttert werden, wenn das Kind Hunger hat.
 Folgenahrung Ab dem zweiten Lebenshalbjahr Auf Kuhmilchbasis, eiweiß-, salz- und kalorienreicher als die Anfangsnahrung; wird zusammen mit Beikost gefüttert.
 Hypollergene Milch Für Allergie gefährdete Kinder im ersten Lebenshalbjahr Auf Basis von Kuhmilch, bei der die Eiweißmoleküle verändert werden; dadurch geringes Risiko allergischer Reaktionen; kann nach Bedarf gefüttert werden.
 Sojamilch Für Allergie gefährdete Kinder oder Kinder mit Verdauungsproblemen (Blähungen, Koliken im ersten Lebenshalbjahr) Milch auf Sojabasis, die ansonsten alle lebenswichtigen Bausteine enthält; sie ist leichter verdaulich und kann nach Bedarf gefüttert werden.
 Ernährung mit Heilnahrung Für Säuglinge und Kleinkinder mit Magen – Darm –Störungen (wie Durchfall, Erbrechen und so weiter) Spezialnahrunge, die auf Grund Ihrer Zusammensetzung leicht bekömmlich ist und stopfend wirkt. Sie wird an Stelle der Anfangsnahrung oder der Folgemilch vorübergehend und auf ärztliche Anweisung hin gefüttert.

Eltern, die ihr Kind von Anfang an mit Vollwertkost und Kuhmilch ernähren möchten, sollten sich darüber im Klaren sein, dass das Baby eine solche Ernährung möglicherweise nicht verträgt. Die Empfehlung einiger Ratgeber, das Kind schon im ersten Lebenshalbjahr mit Frischkorn-, Frischkornmandel-, oder Kuhmilch plus Keimöl und Getreideflocken zu füttern, ist mit großer Vorsicht zu genießen: zum einen enthält Kuhmilch viel tierisches Eiweiß, was für sehr junge Babys oft unverträglich ist. Zum anderen ist ein Kind unter sechs Monaten noch nicht in er Lage, Vollkornprodukte zu verdauen. Das darin enthaltene Gluten (Klebereiweiß) kann zu einer lebensgefährlichen Unverträglichkeit (Zölliakie) führen, unter der das Kind lebenslang leidet (beim Erwachsenen nennt man die Erkrankung Spue). Deshalb ist von dieser Art der Ernährung abzusehen. Natürlich gehört Vollwertkost zu einem ausgewogenen Speiseplan, darin sind sich alle Ernährungsexperten einig. Es sollte aber erst mit dieser Ernährung begonnen werden, wenn das kindliche Verdauungssystem ausgereift ist.

Flaschendesinfektion mit und ohne Chemie

Bei allen Sterilisationsmethoden ist es erforderlich, dass die Flaschen und Sauger schon vorher von den hartnäckigen Milchresten gründlich (mit Bürste und Spülmittel) gereinigt und danach mit klarem Wasser abgespült werden.Auskochen: Flaschen und Sauger mindestens fünf Minuten in sprudelndem Wasser auskochen. Alles muss vollständig mit Wasser bedeckt sein, und es dürfen sich keine Luftblasen bilden. Danach werden Flaschen und Sauger mit der Öffnung nach unten auf eine sauberes Küchentuch gestellt und mit einem frischen Tuch zugedeckt.Sterilisationsbad: Die Teile werden bis zum nächsten Gebrauch in eine spezielles Bad mit einem desinfizierenden Wirkstoff gelegt (Tablette oder Flüssigkeit wird dem Bad beigemischt).Dampfdesinfektion: In einem eigens dafür gedachten Gerät werden Flaschen und Sauger über fünf Minuten hinweg mit Wasserdampf sterilisiert.Dampfdrucksterilisation: In einem Schnellkochtopf, der luftdicht verschlossen ist, werden Flaschen und Sauger durch hohen Druck und hohe Temperatur keimfrei gemacht. Wegen der hohen Temperatur sind Plastikflaschen für diese Methode allerdings nicht geeignet.Wenn das Kind etwa achte Monate alt ist, reicht es aus, die Flaschen und Schnuller in der Spülmaschine oder per Hand zu reinigen.

Die Zubereitung der Babyflasche

Bei der Zubereitung der Fertignahrung gibt es einiges, worauf Eltern achten sollten:

  • Flaschen und Schnuller müssen nach jedem Gebrauch gereinigt werden, damit sie in einem weit gehend sterilen Zustand sind.
  • Sämtliche Fertignahrungsprodukte werden mit abgekochtem Wasser angerichtet. Grundsätzlich ist abgekochtes Leitungswasser auch für Säuglinge geeignet, allerdings sollte man ich vorher über dessen Qualität (bei den Gemeinden, der Stadtverwaltung oder beim Wasserwerk) informieren. Enthärtetes Wasser sollte dagegen nicht verwendet werden, da ihm wichtige Mineralstoffe fehlen und es zuviel Natrium enthält. Bei der Verwendung von Mineralwasser ist darauf zu achten, dass es möglichst wenig Natrium und Nitrat beinhaltet. Die Empfehlung „für Säuglingsnahrung geeignet“ darf nur auf dem Etikett stehen, wenn die Analyse höchstens 20 Milligramm Natrium und 10 Milligramm Nitrat pro Liter ausweist.
  • Für die Zubereitung jeder Milch- oder Sojafertignahrung gilt, dass die Packungshinweise des Herstellers genau beachtet werden müssen. Die angegebenen Mengen für Pulver und Wasser sind genau aufeinander abgestimmt, so dass der wohlgemeinte „Löffel exrta“ nicht nur überflüssig, sondern zuviel des Guten ist.
  • Auf das Haltbarkeitsdatum der verwendeten Fertignahrung muss stets geachtet werden.

Angebrochene Packungen sind gut zu verschließen, kühl und trocken zu lagern und außerdem in dem angegebenen Zeitraum aufzubrauchen.

  • Die Zubereitung einer Milchflasche sollte nur unmittelbar vor der Mahlzeit erfolgen, damit sie bakterienarm bleibt. Allerdings kann das Nachtfläschchen zum Beispiel schon am Abend zubereitet werden, in den Kühlschrank gestellt und später dann im Flaschenwärmer aufgewärmt werden.

Was jedoch vermieden werden sollte, ist langes Herumstehen der fertigen Flasche bei Zimmertemperatur und stundenlanges Warmhalten der Milch, denn diese ist ein idealer Nährboden für Keime.

Ernährung mit Flaschennahrung

Fast alle Fertignahrungsmilchen können nach Bedarf, das heißt, wenn das Kind Hunger hat, gefüttert werden. Jedes Kind hat einen eigenen Rhythmus, einen individuellen inneren Zeitplan, wann und wie oft es Nahrung braucht. Eltern sollten sich daher nicht nach einem vielleicht von der Klinik vorgeschlagenen Zeitplan richten. In der Regel verlangen Babys am Anfang alle drei bis vier Stunden nach der Flasche. Verglichen mit gestillten Babys, wollen Flaschenkinder weniger häufig trinken. Das liegt zum einen daran, dass die Verdauung der Fertignahrung länger anhält, zum anderen, dass die Flaschennahrung mehr Energiestoffe enthält, die das Baby länger sättigen.

Wie beim Stillen wird das Kind beim Flaschegeben nah am Körper gehalten, und die Eltern sollten auch hier immer Blickkontakt zu ihrem Baby herstellen. Die Haltung des Kindes bei der Ernährung ist leicht aufrecht – nicht waagrecht – ; auf diese Weise kann es gut schlucken und atmen. Bevor man dem Kind die Flasche gibt, muss die Temperatur der Milch geprüft werden. Dazu lässt man einige Tropfen Milch auf die Innenseite des eigenen Handgelenks fließen (an dieser empfindlichen Stelle ist Temperaturempfinden besonders stark). Früher hielt man die Flasche an die Wange oder an das Augenlid. Bei den gut isolierenden Plastikflaschen, die es heute gibt, ist das aber keine geeignete Kontrollmöglichkeit mehr.

Außerdem muss der Milchfluss stimmen: Fließt die Milch stetig aus dem Sauger, so ist das Saugloch zu groß. Es hat die richtige Größe, wenn einige Tropfen pro Sekunde herauskommen. Dauert es länger, ehe sich ein Tropfen Milch bildet, ist das Loch zu klein. Die richtige Trinklochgröße ist deshalb für die Ernährung so wichtig weil bei einem zu großen Loch zuviel Milch herauskommt und das Baby sich verschlucken kann. Fließt zu wenig Milch, ermüdet das Kind meist schon vor dem Ende der Mahlzeit. Außerdem schluckt es zuviel Luft bei dieser mühsamen Prozedur.

Tropft man etwas Milch auf die Innenseite des Handgelenks, kann man am besten spüren, ob die Milch zu heiß ist.

Um einen Unterdruck in der Flasche zu verhindern, sollte sie vor dem Trinken ein wenig auf- und wieder zugeschraubt werden. Durch den Unterdruck zieht sich nämlich der Sauger während des Trinkens zusammen, und das Baby wird sehr große Mühe haben, seinen Hunger zu stillen.

Sobald sich der Sauger aber doch einmal zusammenzieht, muss er behutsam aus dem Mund des Kindes gezogen werden, damit Luft in die Flasche nachströmen kann.

Wenn das Kind mit dem Sauger an der Wange gestreichelt wird, dreht es ganz von selbst sein Köpfchen in Richtung Flasche und öffnet den Mund. Die Flasche muss während des Trinkens so gehalten werden, dass der Sauger immer mit Milch gefüllt ist.

Das Tempo der Flaschenmahlzeit sollte das Kind selbst bestimmen dürfen. Einige Babys brauchen zwischendurch erst einmal eine Pause, müssen vielleicht ein Bäuerchen machen oder wollen ganz einfach ein wenig ausruhen. Auf diese Bedürfnisse sollten die Eltern immer Rücksicht nehmen, damit das Flaschegeben nicht zu einem schnellen Abfüttern wird. Hat das Baby genügend Zeit für die Ernährung, genießt es seine Mahlzeit. Dieses frühe, angenehme Erfahrungsmuster prägt sich in seinem Gedächtnis ein, und es wird auch später mit Genuss und Freude seinen Brei löffeln. Auch sollten Eltern ihr Kind niemals dazu zwingen das Fläschchen ganz leer zu trinken, denn es weiß selbst am besten, wann es genug hat und satt ist. Die Flasche muss immer so gehalten werden, dass der Sauger voller Milch ist. Ansonsten würde das Baby Luft mitsaugen.