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Babygymnastik schafft Körperlust und Bewegungsfreude

Kinder, gleich welchen Alters, sind immer in Bewegung. Den Drang, den wir Erwachsenen nach stundenlangem Sitzen oder Stehen unterdrücken, können sie noch in aller Vielfalt ausleben: Sofort nach dem Aufwachen fängt ein Säugling an zu strampeln, sich zu recken und den Kopf von einer Seite zur anderen zu drehen. Später beginnt das Baby seine Lage selbständig zu verändern, es dreht sich aus der Rücken- in die Bauchlage und umgekehrt.

Babygymnastik

In der Krabbelphase ist dem Kind keine Entfernung zu groß, um auf Händen und Knien zum Ziel seiner Entdeckung zu gelangen. Und kaum hat ein Baby gelernt, sich aufzurichten, wippt es, sobald es Musik hört. Lernt das Kind laufen, so übt es unermüdlich seine neuen Bewegungsmöglichkeiten. Es erprobt Gehen und Rennen, bis es außer Atem ist. Und Gefühle werden von Kindern stets mit dem ganzen Körper ausgedrückt: Das Kleinkind hüpft, dreht sich, wirft die Arme hoch, lacht, jauchzt, die Augen strahlen – das ganze Kind ist Freude.

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Babygymnastik für jedes Alter

Kinder können – wenn sie nicht daran gehindert werden – ihre Gefühle unverhüllt ausdrücken, was sich aus Gesicht, Haltung und Bewegung ablesen lässt. Wie faszinierend sind Zweijährige, wenn sie sich drehen, bis ihnen schwindlig wird, wenn sie rennen und sich lachend auf den Boden fallen lassen, springen, hüpfen, Treppensteigen und auf Möbelstücke klettern. Aber diese ursprüngliche Bewegungsfreude wird oftmals von den Eltern massiv eingeschränkt: Krabbelkinder kommen oft stundenlang ins Laufställchen, damit Vater oder Mutter in aller ruhe ihren Alltagsverrichtungen nachgehen können

Baby in Bewegung

Babys und Kleinkinder dürfen klettern

Kleinkinder dürfen nicht auf Möbel klettern – da könnten sie herunterfallen; sie dürfen nicht zu schnell rennen – da könnten sie hinfallen und sich schmutzig machen; sie dürfen nicht schreien und mit den Füßen stampfen, wenn sie wütend sind. Aber nicht nur Eltern schränken die Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Kinder ein, auch die Umwelt trägt das Ihre dazu bei: Der Rasen neben dem Wohnhaus darf nicht betreten werden, es fehlen Spielplätze, dafür gibt es nahezu überall mit Autor überfüllte Straßen, Nachbarn, die sich über schreiende und tobende Kinder beschweren, sowie Wohnungen, die zu klein sind. Sobald der Schulalltag beginnt, müssen Sechs- bis Siebenjährige lernen, zwei oder mehr Stunden still zu sitzen, und die Zeitspanne der Bewegungslosigkeit wird mit wachsendem Alter immer länger. Und schon bei Schulkindern konnten in den letzten Jahren immer öfter auch Haltungsschäden- und schwächen festgestellt werden – diese körperlichen Beschweren sind Antworten auf die chronische Einschränkung der kindlichen Bewegungsfreiheit, die oft schon im Babyalter begonnen hat.

Für die gesunde körperliche und geistig-seelische Entwicklung eines Kindes ist Bewegung lebenswichtig. Babys trainieren dabei beispielsweise ihre Muskeln. Was für Erwachsene nur wie ein Spiel aussieht, ist für Kinder auch aktive Muskelarbeit. Um nämlich aufrecht gehen zu können, muss die kindliche Bein- und Fußmuskulatur soweit aufgebaut sein, dass sie den kleinen Körper tragen kann. Außerdem entwickeln Babys bei den verschiedenen Bewegungen ihr Bewusstsein vom Körper, was für Motorik und Sensorik eine bedeutende Rolle spielt.

Dürfen Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben und ihre Umgebung mit allen sinnen erforschen, wirkt sich das auch positiv auf ihr seelisch-geistiges Wachstum aus. Denn alles, was ein Kind durch tägliches Üben selbständig gelernt hat, erfüllt es mit allergrößter Freude. Sein Selbstbewusstsein wird gestärkt, seine Sinneswahrnehmungen verfeinern sich, und das Verständnis für komplexe geistige zusammenhänge wächst.

Der Bewegungsdrang eines Kindes lässt sich auch mit Spielsachen lenken!

Unterstützen Sie Ihre Kinder

Eltern können die motorisch-sensorische Entwicklung ihres Kindes wirkungsvoll unterstützen, indem sie seine natürlichen, spontanen Bewegungen achten. Zu diesem Ergebnis kommt die ungarische Kinderärztin Emmi Pikler in ihrem bemerkenswerten Buch „Lasst mir Zeit – Die selbständige Bewegungsentwicklung des Kindes bis zum freien Gehen“. Durch aufmerksames Beobachten und behutsames Anregen kindlicher Bewegungsabläufe können Eltern, so Frau Pikler, die gesunde Entwicklung ihres Kindes fördern. Und sie verhelfen ihm dazu, dass es sich mit seinen körperlich-geistigen Fähigkeiten immer vertrauter macht.

Bewegung für geschmeidige Körper

baby-geschmeidigBabygymnastik ist eine spezielle Methode, die das vielfältige Bewegungspotential des Kindes nutzt, und es auf sanfte Weise verstärkt. Jedes gesunde Kind wird mit einem geschmeidigen Körper geboren, mit flexiblen Gelenken und Muskeln. Der Zeitraum, indem sich ein Baby die nötige Kraft zum Stehen und aufrechten Gehen erwirbt, ist deshalb für die gymnastischen Übungen sehr gut geeignet. Durch regelmäßiges üben können Muskelkraft und Gelenkigkeit gleichmäßig gestärkt und aufgebaut werden.

Turnen Sie mit den Kindern

Außerdem ist die tägliche „Turnstunde“ eine wirkungsvolle Methode, um zum Beispiel Haltungsschäden oder Fehlhaltungen der Wirbelsäule und der sie umgebenden Muskeln vorzubeugen. Gleichzeitig fördert die Gymnastik auch die Vertrautheit zwischen Eltern und Kind, denn es sind liebevolle Bewegungsspiele mit viel Haut- und Blickkontakt.

Die anschließenden Übungen sind nur eine kleine Auswahl aus einem umfangreichen Gymnastikprogramm. Sie dienen daher in erster Linie der Anregung und dem Ausprobieren.

Übungen für Knöchel, Knie und Hüften

Die folgenden Bewegungsübungen eignen sich als Einstieg in ein Babymassageprogramm, Sie können sie jedoch auch allein kurz vor dem Wickeln durchführen, wenn sich das Baby ohnehin noch etwas mit nacktem Po bewegen sollte.

Das Baby liegt für die Übungen auf dem Wickeltisch oder auf einer warmen Decke auf dem Rücken. Damit es nicht friert, sollte der Raum eine Temperatur von 24 bis 26 Grad Celsius haben, Ihre Hände sollten ebenfalls nicht kalt sein. In der Rückenlage kann das Baby gut den Blickkontakt mit Ihnen halten – das beruhigt. Erzählen Sie dem Kind auch immer, was Sie vorhaben, oder singen Sie ihm Lied vor, damit es bei der Gymnastik ganz entspannt sein kann.

Baby Bein Gymnastik

Das Kind liegt auf dem Rücken vor Ihnen. Umfassen Sie behutsam die Beine Ihres Babys oberhalb der Knöchel. Wahrscheinlich beginnt es jetzt, Strampelbewegungen zu machen. Unterstützen Sie die spontanen Bewegungen, indem Sie das eine Bein beugen und das andere sanft strecken. Diese Strampelbewegungen können solang fortgeführt werden, wie das Baby Lust dazu hat

Auf was Eltern bei der Gymnastik achten sollten:

  • Mit der Babygymnastik darf erst ab dem dritten Lebensmonat begonnen werden.
  • Am Anfang sollte die Übungszeit etwa 5 Minuten betragen, später dehnt man sie schrittweise auf 15 bis 20 Minuten aus.
  • Spaß und Freude sind beim Üben am wichtigsten. Beobachten Sie daher die Reaktionen Ihres Kindes während der Babygymnastik. Sobald es unruhig wird und seinen Kopf abwendet, sollten die Übungen unterbrochen werden.
  • Zwingen Sie Ihr Baby niemals dazu, Bewegungen auszuführen, die es nicht machen will. Möglicherweise reagiert es anfangs ängstlich, oder es ist zu müde. Seine Bedürfnisse, nicht die Übungen stehen im Vordergrund!
  • Ruckartige und schnelle Bewegungen sind unbedingt zu vermeiden, denn ein Baby bekommt dadurch leicht einen Schreck, auf den es mit Verkrampfung reagiert.
  • Für früh geborene- oder körperlich behinderte Kinder gibt es Spezialübungen, die von den hier vorgestellten abweichen.

Bringen Sie beide Beine ganz sanft auseinander, so dass die Knie geöffnet werden und die Fußsohlen zusammen kommen. Danach klatschen Sie behutsam die Fußsohlen aneinander. Vermutlich wird sich Ihr Baby darüber freuen, es sucht mit seinem Blick Ihre Augen und lacht. Nachdem Sie diese Übung viermal gemacht haben, gehen Sie zur nächsten über

Baby beisst sich in Fuß

Jetzt heben sie die kleinen Füße langsam zum Bauch und weiter zur Brust bis zum Gesicht hin. Aber bitte vorsichtig! Vermeiden Sie dabei ruckartige Bewegungen, denn sonst bekommt Ihr Kind Angst, und es wird sich gegen die Bewegung wehren

Ist das Kind alt genug, wird es auch eines seiner Füßchen selbst halten und zum Mund führen wollen. In diesem Fall lösen Sie Ihre Hände von seinen Fußknöcheln, und halten Sie das Kind seitlich fest, damit es dieses genussreiche Spiel selbständig durchführen kann

Kräftigung der Fußmuskulatur

Mit relativ einfachen Mitteln lässt sich die gesamte Fußmuskulatur der kleinen Füße kräftigen und die Flexibilität der Zehen- und Fußgelenke fördern. Auc hfür diese Übungen liegt das Baby auf den Rücken.

Baby - Fußmassage

Mit einer Hand umfassen Sie behutsam einen Unterschenkel des Kindes, während Sie mit dem Zeigefinger Ihrer anderen Hand Druck auf die Fußsohle ausüben – der Klammerreflex wird so ausgelöst. Die Zehen beugen sich, als wolle sich das Kind dadurch mit den Füßen irgendwo festklammern

Anschließend legen Sie Ihren Zeigefinger auf den Fußrücken Ihres Babys, so dass es seine Fußzehen automatisch streckt. Wiederholen Sie beide Übungen an jedem Fuß dreimal.

Kräftigung der Arm- und Schultermuskulatur

Kräftige Armmuskeln sind für Krabbelkinder unerlässlich, und auch beim Greifen und Festhalten von Gegenständen wie Spielsachen kommen sie dem Baby gut zupass.

Die folgenden Übungen wirken sich positiv auf die Arm- und Schultermuskeln aus und verbessern das Körperbewusstsein des Kindes. Auch für diese Gymnastik liegt das Baby auf dem Rücken

Armmuskulatur des Baby

Reichen Sie dem Kind beide Daumen, die es mit seinen Händchen umklammern wird. Mit Ihren restlichen Fingern umschließen Sie seine Unterarme. Mit langsamen Bewegungen führen Sie die Arme des Babys über seinem Brustkorb zusammen

Danach strecken Sie die Arme nach beiden Seiten vorsichtig auseinander. Wenn Sie Ihr Baby dabei anlächeln und ihm ein paar erklärende Worte sagen wie „Arme zusammen, Arme auseinander“ wird es mit sichtlicher Freude darauf reagieren.

Vorausgesetzt, Ihr Baby hat Freude beim Üben, können sie beide Bewegungsabläufe gut dreimal wiederholen.

Dehnung von Brust und Bauch

Die gezielte Dehnung von Brust und Bauch wirkt sich positiv auf die Muskulatur in diesem Körperbereich aus; das unterstützt zum Beispiel auch die Atmung sowie die Verdauung und ist für die Entwicklung einer gesunden Haltung sehr nützlich.

Für die folgende Babygymnastik sollten Sie sich auf ein Kissen auf den Boden setzen, am besten an eine Wand angelehnt. Achten Sie darauf, dass Sie bequem sitzen, denn nicht nur dem Baby soll die Gymnastik Spaß machen, auch Sie müssen sich dabei wohl fühlen.

gesund von Kopf bis Fuß auch in der Schwangerschaft

© drubig-photo – Fotolia.com

Jetzt ein Ärmchen mit der Handfläche nach oben zur Seite legen, das andere ruht angewinkelt auf dem Brustkorb Ihres Babys. Jeden Arm strecken und beugen Sie nun fünfmal abwechselnd, jedoch nicht zu schnell und nicht gegen den Widerstand Ihres Kindes.

Das Kind liegt in Rückenlage auf Ihren ausgestreckten Beinen, wobei Ihre Knie etwas unterhalb seiner Schulterblätter liegen. Halten Sie die Oberschenkel des Babys fest, und ziehen Sie Ihre Knie leicht an, so dass sich der Brustkorb und Bauch Ihres Babys etwas nach oben wölben. Das Köpfchen muss dabei sicher auf Ihren Beinen aufliegen. Wenn sich das Kind wohl fühlt, kann die Übung drei- bis viermal wiederholt werden.

Spezialgymnastik für Sorgenkinder

Für etwa zehn Prozent aller Kinder, die bei uns auf die Welt kommen, ist eine regelmäßige, spezielle Babygymnastik erforderlich. Denn bei diesen Kindern taucht etwa im ersten Lebensjahr der Verdacht einer gehirnbedingten (zerebralen) Störung auf. Oder Kinderärzte stellen bei den Vorsorgeuntersuchungen fest, dass das Baby einen Entwicklungsrückstand aufweist, der behandelt werden muss. Zu diesen Sorgenkindern zählen vor allem Frühgeborene und Babys, die während der Geburt unter akutem Sauerstoffmangel litten. Mit Hilfe der krankengymnastischen Therapien der tschechischen Ärzte Dr. Karel Bobath und Dr. Vaclav Vojta ist es heute in den meisten Fällen möglich, die betroffenen Kinder vor einer lebenslangen Behinderung zu bewahren. Je früher bestehende Bewegungsstörungen festgestellt und mit diesen Methoden behandelt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Heilung. Beide Therapien werden von speziell ausgebildeten Krankengymnasten und Krankengymnastinnen durchgeführt.

 

Baby turnt auf Ball

Das Rollen auf dem Ball ist eine bekannte Bobathübung. Sie macht nicht nur Spaß, sondern hilft dem Kind auch zu lernen, wie man sich abstützt. Wird es nach vorne gerollt, streckt es die Arme und beginnt, die Hände zu öffnen

Vom Arzt verordnet, übernehmen die Krankenkassen die Kosten der oft monatelangen Behandlungen. Aber auch die Eltern müssen bei beiden Therapien viel für ihr Kind tun: Sie werden genau angeleitet, damit Sie zu Hause die entsprechenden Handgriffe und Übungen durchführen können. Diese ziehen sich durch das tägliche Pflegeprogramm und kommen auch beim Füttern, Tragen, An- und Ausziehen und Schlafen legen Ihres Babys vor – normale, da gesunde Bewegungsreize müssen den betroffenen Kindern ständig gegeben werden, damit krankhaft Bewegungsmuster verschwinden.

Jeder Handgriff hat bei der Bobaththerapie eine heilende Wirkung. Das Baby wird dabei so bewegt, dass keine abnormen Reaktionen ausgelöst werden können. Manchmal führt man aber auch das Kind zu Bewegungen, in denen die krankhaften Bewegungsmuster regelrecht aufbrechen.

Bei der Vojtatherapie wird das Kind in Haltungen gebracht, aus denen es nur durch richtige Bewegungsabläufe überhaupt wieder heraus kommt. Auf diese Weise sollen die krankhaften Bewegungsmuster auf Dauer aufgehoben und letztlich durch gesunde ersetzt werden. Bestimmte Reizgriffe und Druckausübung auf verschiedene Körperstellen bringen das Baby dazu, die beabsichtigte Koordination der Muskelgruppen auszuführen und zu erlernen.

Mit diesem Fingerdruck aus der Vojtatherapie wir das Umdrehen trainiert. Durch den ruck auf eine bestimmte Hautzone am Brustkorb nimmt das Baby eine symmetrische Lage ein. Es dreht den Kopf in die Mitte und beugt die Beinchen an.

Wenn ein Baby nur robbt und kriecht, kann es mit dieser Bobathübung zum Bärengang angeregt werden Das sanfte Wiegen im Handtuch trainiert gleichzeitig das Gleichgewichtsgefühl.